Wasserschloss Schweiz
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Normalerweise liegt der Anteil von Wasserkraft an der Schweizer Stromproduktion bei zirka 60 Prozent. Aufgrund von Niederschlagsmangel war dieser Wert im vergangenen Jahr mit 52.8 Prozent vergleichsweise tief. Diese Zahlen zeigen zum einen auf, dass die Schweiz bereits viel erneuerbaren Strom produziert, aber auch die Krux bei der Wasserkraft.
Riddes, Kanton Wallis. Speicherkraftwerk Bieudron, Inbetriebnahme 1999. Mit einer Jahresproduktion von über 2.6 Milliarden Kilowattstunden das grösste Wasserkraftwerk der Schweiz – mit Abstand. Insgesamt stehen der Schweiz über 1'500 Seen, Flüsse und Gewässer zur Stromproduktion zur Verfügung. Die grössten Anlagen liegen in den Kantonen Wallis und Graubünden, in denen fast 50 Prozent der Schweizer Wasserkraft produziert wird. Aber auch der Kanton Aargau hat nicht nur Kernkraftwerke, sondern beispielsweise in Rheinfelden und Laufenburg auch grosse Wasserkraftwerke. Insgesamt werden pro Jahr ungefähr 35 Milliarden Kilowattstunden in über 1'650 Wasserkraftwerken hergestellt. Von den Wasserkraftwerken profitieren auch die Gemeinden und Kantone, welche das Wasser zur Verfügung stellen. Mehrere Hundert Millionen Franken werden jährlich an sie ausgeschüttet.
Wichtigster Stromproduzent seit Jahrzehnten
Die ersten kleinen Wasserkraftwerke wurden in der Schweiz bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert erbaut, das erste entstand 1879 in St. Moritz. Damals konnte elektrische Energie aber noch nicht über weite Strecken transportiert werden. Einen grossen Aufschwung erlebte die Wasserkraft zwischen 1910 und 1945, als andere Energieträger aufgrund der Weltkriege zur Mangelware wurden. Dieser Boom hielt bis in die 70er-Jahre an, ehe der Ausbau der Wasserkraft langsam an seine Grenzen stiess. Damals stammten fast 90 Prozent der Schweizer Stromproduktion aus Wasserkraftwerken. Gleichzeitig nahm die Popularität der Kernkraftwerke weltweit zu und auch die Schweiz nahm 1969 (Beznau I) sein erstes in Betrieb. Trotzdem war und ist die Wasserkraft auch heute noch der wichtigste Stromproduzent.
Abhängigkeit von Niederschlägen
Fliesst in Flüssen wenig Wasser oder sind die Stauseen nur halb gefüllt, wird auch weniger Strom produziert. So geschehen 2022, einem äusserst niederschlagsarmen Jahr. Kommt der (positive) Effekt hinzu, dass immer mehr Personen nicht mehr Kernenergie, sondern Strom aus Wasserkraftwerken wollen. So entstand im vergangenen Jahr eine Diskrepanz, es wurde mehr Wasserstrom verlangt, als in der Schweiz produziert werden konnte. Die Schweizer Energieversorger kauften daraufhin Zertifikate – also die Bestätigung, dass der gelieferte Strom in einem Wasserkraftwerk produziert wurde – aus Europa ein. Dies zeigte zum einen die Schwachstelle der Wasserkraft gerade in Zeiten des Klimawandels auf. Und auch, dass die Schweiz von der internationalen Verknüpfung im Strombereich abhängig ist.
Steigerung bis 2050 auf 38.6 Milliarden Kilowattstunden
Die Wasserkraft ist auch in der Energiestrategie 2050 des Bundes ein wichtiger Bestandteil. Bis 2050 soll die Jahresproduktion aus Wasserkraft auf 38.6 Milliarden Kilowattstunden gesteigert werden (ca. plus 10 Prozent). Diese Steigerung soll zum einen durch gezielte Neubauten realisiert werden. Das Augenmerk liegt aber vor allem in der Erneuerung, Ausbau und Effizienzsteigerung von bestehenden Anlagen. Nebst der grossen Menge an produziertem Strom spielt die Wasserkraft im Hinblick auf die Energiestrategie 2050 auch eine wichtige Rolle, wenn es um die Speicherung von Strom geht. Mithilfe der Speicher- und Pumpspeicherkraftwerken soll die Winterlücke möglichst geschlossen und so die Abhängigkeit vom Ausland minimiert werden.